FUN FATAL ist mein erster Film. 2002 begann ich, mich mit dem Thema Berg und
Film auseinander zu setzen und alles vorzubereiten, um einen Film zu machen
(wobei sowohl Co-Autor und Co-Regisseur Thomas Fasching als auch ich bereits
gespannt waren, wie das in der Praxis funktionieren würde...).
Ich brachte meine Erfahrungen aus der Fotografie mit und wollte meine Bilder
beweglich machen. Dabei ahnte ich bereits, dass wohl ein großer Unterschied
zwischen diesen beiden künstlerischen Ausdrucksformen besteht.
Meine erste Intention war es, Aufnahmen von extremen Schneesportlern zu
machen, die Hals über Kopf unberührte Pulverschneehänge hinunterjagen. Schon
mein zweiter Gedanke jedoch ließ mich diese in alpinem Umfeld aufgewachsenen
und lebenden Mittzwanziger und mich selbst fragen: Was sind die Motivationen, in
alpinen Regionen zu leben, wie gehen die Einwohner mit dem immer stärker
werdenden Tourismus um und was denken Touristen über ihr eigenes Verhalten?
In den Bergen war und bin ich immer wieder damit konfrontiert, Leuten zu
begegnen, die mit den Herausforderungen dieses Umfelds überfordert scheinen.
Gleichzeitig realisiere ich, dass ich oft selbst Tourist bin, der sich seiner Umgebung
anpassen müsste.
Grundlage dieses Verhaltens ist unser stetig wachsendes Konsumdenken. Es
betrifft Massentouristen genauso wie Individualisten und Extremschifahrer. Wir
bezahlen Geld und möchten soviel wie möglich dafür konsumieren. Sei es die Piste
oder den Tiefschnee im Gelände. Sicherheitsdenken wird rasch ausgeschaltet,
sobald es um Spaß geht. Das Risiko abseits der Pisten schnellt exponentiell zum
Grad der Unerfahrenheit in die Höhe. Durch Schnellkurse angeeignetes,
trügerisches Halbwissen nimmt die Gefahr im Hochgebirge noch zu. Der Respekt
vor den Bergen geht verloren. Die Werbung trägt ihren Teil, Gefühle, Sehnsüchte
und den Willen zu Konsum und Risiko zu schaffen, dazu noch bei. Es ist die
Schönheit der Berge, die zu deren und zu eigener Zerstörung führt. In jedem
Einzelnen, der Berge konsumiert, steckt die Ambivalenz seines Handelns, ahnt
doch jeder alle positiven und negativen Aspekte und Konsequenzen seines
Konsums. Diese Themen interessieren mich als Grundlage zu FUN FATAL und
ziehen sich als roter Faden durch den Film.
Obwohl Berge in unserem Film eine große Rolle spielen, ist dieser kein
klassischer Bergfilm. Einerseits spiegelt sich die, speziell für den Film
komponierte, Musik als wichtigstes unterstützendes Element in der Schönheit
der Bergwelt wider. Andererseits ist FUN FATAL ein Dokumentarfilm, der mit
rhythmisch montierten Bildern und durchgängiger Musik beim Zuschauer das
erzeugt, worum es auf der Emotionsebene des Filmes ebenfalls geht:
Beklemmung und Hektik, ausgelöst durch eigene Verhaltensmuster. Dieses
Grundverhalten verändert sich durch den Ortswechsel von Stadt zu Land zu Berg
überraschender Weise nicht.
FUN FATAL ist weiters ein Film, der menschliche
Sehnsüchte zeigt, der gleichzeitig die Doppelmoral unserer Gesellschaft abbildet
und dabei aufwirft, dass letzten Endes niemand perfekt ist. Unsere Protagonisten
kritisieren alles und jeden, hinterfragen aber letztendlich auch ihre eigenen
Handlungen. FUN FATAL ist kein typischer Genre-Film. Weder werden Einzelne
heroisiert, noch wird unsere westliche Industriewelt verdammt. Der Film ist kein
Ski-Extrem Movie und weist auch kein falsches Pathos auf.
50 Minuten lang halten wir dem Zuschauer einen Spiegel seiner täglichen
Handlungsweise vor und zeigen dabei, dass es letztlich so viele Meinungen zum
Leben am Berg wie Menschen gibt. Trotz aller Meinungsfreiheit der Protagonisten
behalten wir uns als Filmemacher vor, die Themen Tourismus, Konsumismus
und Wintersport grundlegend in Frage zu stellen und so die Aussagen des Filmes
in eine kritische Richtung zu lenken.
Jan Wagner